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Der erste Obersuhler Lehrer um 1676

Am 20. Juni 977 begann die Geschichte Obersuhls, und zwar mit der ersten urkundlichen Erwähnung als Siedlung Sulaho. Aber es dauerte wohl fast genau 700 Jahre, bis sich unsere Vorfahren so etwas wie Schule leisteten: Den ersten Hinweis auf eine solche Einrichtung finden wir nämlich im ältesten Kirchenbuch unseres Dorfes mit der Erwähnung des "Schuldieners und Schulmeisters Andreas Soldan", der am 1. Juli 1676 im Alter von nur 50 Jahren starb. Schule damals, also vor rund 300 Jahren, war sicherlich für ein kleines Dorf eine besondere Errungenschaft, aber mit der Schule von heute in nichts zu vergleichen.
Der Unterricht war eine bescheidene Unterweisung im Lesen, Schreiben und Rechnen und fand lange Zeit in der eigenen Stube des jeweiligen Schuldieners und Lehrers statt. Irgendwelche Vorschriften für das Tun der Lehrperson, heute Erlasse, Bildungspläne oder Rahmenrichtlinien genannt, gab es nicht. Vielmehr blieb es der Eigeninitative des jeweiligen Lehrers überlassen, was er wie seinen Zöglingen beibrachte. Und daß in jenen Zeiten Schule eher beiläufige Bedeutung hatte, für Lehrer und Schüler mehr Notbehelf war, geht aus der Tatsache hervor, daß vor allem solche Männer Lehrer wurden, deren "körperlichen Schwächen und Leiden einen anderen vollen Arbeitsplatz nicht zuließen." So ist es kein Wunder, daß die ersten Obersuhler Lehrpersonen fast ohne Ausnahme bereits als junge Männer starben, was einen Chronisten zu der bissigen Bemerkung veranlaßte, daß "...das Unterrichten auch in Obersuhl vor allem eine Gelegenheit war, sich das Leben abzugewöhnen." Natürlich bekam der Lehrer in diesen Zeiten kein geregel- tes Entgelt, sondern er war ausschließlich auf die Mildtätigkeit der Eltern und seiner Mitbürger angewiesen. Er mußte also, wie man heute sagen würde, von freiwilligen Spenden leben.

 

Um 1750:

Schule unter Kirchenaufsicht

Mitte des 18. Jahrhunderts müssen sich dann doch entscheidende Veränderungen ergeben haben, wie den Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers Goebel aus dem Jahre 1743 zu entnehmen ist. Demzufolge war die Schule inzwischen mehr in die allgemeine Verantwortung, insbesondere in die Kirche, übernommen worden. Das war sicherlich insgesamt ein bedeutender Fortschritt, aber auch nicht ohne Probleme, die sich vor allem aus der oft außerordentlichen strengen, ja zum Teil rigiden Schulaufsicht, die auf dem Dorf bis ins 20. Jahrhundert der Kirche oblag, ergaben. Immerhin stieg im Zuge dieser Veränderung auch das Ansehen der Lehrer, deren "Bezahlung" endlich geregelt wurde, wenn auch in sehr bescheidenem Rahmen, wie sich aus den Aufzeichnungen des erwähnten Pfarrers Goebel ergibt: "Schulmeisters Besoldung"( Auszüge)

  1. Hat die Gemeinde daher Kein Schulhaus, sondern zeitige Schulmeister Justus Christian Soldan wohnt in Seinem Eigenen Hauß, ist auch dagegen noch nichts vergütet worden.
  2. Gibt jeder Mann jährlich 1 Metze Korn und 1 Brodt.
  3. Sind auch 18 dinstbahre Hüser, sodann die Mühle a ½ Häß gerechnet, Da Von jedes Hüß im Jährl. 1 Metze Korn et 1Metze Hafer entrichtet werden muß.
  4. Von einem Kindt ist jährlich Schullohn 8 ggr. Für Winter ind Sommer Schul, dabey muß jedes Kindt im Winter alle mor. 1 Schifer Holz bring.
  5. Bey Confirmation der Kinder hat der Schulmeister Von jedem 3 Alb. 6.H. und halb soviel eyer, als der Pfarrer bekommt, zu gewartet.
  6. Auf den grünen Donnerstag lößet er von Hauß zu Hauß Eyer, oder was sonst dem Mann zu geben beliebig ist, einzusammeln.
  7. 6 Holtzfuhren jährl. 3 rthlr.
  8. Zu Papier, dintenpulver, Kreyde, licht etc. jährrl. 26 alb. 8H.
  9. Ahn Länderey und Gärten hat Er loco Salary:
  • 1st. Gey der gaßen, der Schäfersgarten genandt.
  • 1st. Wießen auf der Aw, der alte Berg genand.
  • 3 stück land, davon Er der Kirchen jährl. Als Bachtzinß 16 alb. abträgt. 1st. über dem Damm, das gemeine Land genandt. 1 st. auf dem Unter Werth. 1 st. Land und Platzwiesßen hinter dem See.
  • 2 Sattel land und platzwießen, benebst dem graben, so Vormahls der Möhlgraben geweßen, am Kleinen reden her gelegen.
  • Endl. hat Er den Kirchhof Zunutzen, benebst einem daranliegenden Kleinen Gärtgen, dessen Zaun die Gemeinde in Bau und Beßrung halten muß.

Der Lohn des Lehrers bestand also vor allem aus Naturalien sowie in Nutzungsrechten für zugewiesene Ländereien, eine Regelung, die noch lange Zeit in ähnlicher Form galt und nicht selten ungute Abhängigkeitsverhältnisse begründen sollte.

Ab 1800: Schulbau in Obersuhl

Miserabel war es lange Zeit um den Schulbau in Obersuhl bestellt. Sicherlich hat man seinerzeit auch ganz andere Sorgen, und solange der Unterricht beim Lehrer stattfand, war es ja auch die billigste und bequemste Lösung.
So dauerte es bis um 1800, bevor ein Gebäude gekauft und zur Schule umgebaut wurde. Das erste "richtige" Schulhaus wurde dann in den Jahren 1847/1849 von der Gemeinde erstellt; es steht heute noch im Schulweg Nr. 6 und dient den Familien Käßmann/Bachmann als Wohnhaus.

Um 1880 kaufte die Gemeinde dann das bäuerliche Anwesen zwischen Kirche und Pfarrhaus dazu, in dem neben einer Lehrerwohnung die jüngsten Schüler, heute würde man sie als Grundschüler bezeichnen, unterrichtet wurden. Die schulische Nutzund dieses Gebäudes, das kurz nach dem 1. Weltkrieg abgerissen wurde, erübrigte sich schon um 1900, als die neue "Schule am Bach" bezogen werden konnte, die bis in die fünfziger Jahre genutzt wurde, bevor der ausladende Bau durch das Malergeschäft Breitbart übernommen und zu einem Wohn-und Geschäftshaus umgebaut wurde.

Dass die Gemeinde inzwischen längst eine sehr viel bewußtere und damit positivere Einstellung zu "ihrer Schule" hatte, dokumentiert sie durch die schon 1914/15 errichtete zunächst sechsklassige "Neue Schule", die lange als das schönste Schulgebäude des ganzen Kreises Rotenburg galt.

Kantor Meyne - Wegbereiter zur Obersuhler Volksschule

Von solchen Verhältnissen konnte zu seiner Zeit ein Mann nur träumen, der mit seinen pädagogischen Bemühungen und kulturellen Ambitionen der Zeit weit voraus war: Es handelt sich um den legendären Lehrer und Kantor Konrad Meyne, der von 1834 bis 1883 nicht nur die etwa 150 Obersuhler Schulkinder betreute, zum Teil mit einem Schulgehilfen, über weite Strecken aber auch ganz allein, sondern mit dem ,,Männergesangverein" auch den ältesten Obersuhler Verein gründete.

Mit dem Lehrer Meyne beginnen sich aber doch langsam im Obersuhler "Schulwesen" jene organisatorischen Formen anzubahnen, die sich mit den steigenden Schülerzahlen im Zuge der Industrialisierung, insbesondere mit dem aufkommenden Kalibergbau im Werratal, zwangsläufig herausbildeten und sich Zug um Zug in einer achtklassigen Volksschule manifestierten; um 1910 zum Beispiel mit rund 450 Schülern und immerhin schon acht Lehrkräften, die ihren nach wie vor kärglichen Sold beim Gemeinderechner abzuholen hatten, ihn oft erst nach mehreren Vorsprachen bekamen, weil nicht selten die Gemeindekasse leer war.

Zu dieser Zeit hatte die bereits ,,vollausgebaute" Volksschule Obersuhl, je Schuljahr eine eigenständige Klasse bzw. Lerngruppe, im Prinzip in dieser Organisationsstruktur bis nach dem 2. Weltkrieg erhalten.

Dass sich auch die ,,Obersuhler Schule" inhaltlich und personell den wechselnden Zeitläufen - 1. Weltkrieg und noch Monarchie, Weimarer Republik mit all ihren Chancen und Irritationen sowie schließlich 2. Weltkrieg mit der verbrecherischen Nazi-Herrschaft - nicht entziehen konnte oder wollte und Ort so mancher Verbiegung, Verwirrung, Wende und Indoktrination war, darf und soll hier nicht ver-schwiegen werden.

Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg:
Über Obersuhler Gymnasium und Mittelpunktschule zur Wildecker Gesamtschule

Unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges gab es mit dem 1946 gegründeten Privaten Realgymnasium, das für lange Zeit im kirchlichen ,,Gemeindesaal" beheimatet war, eine wesentliche Bereicherung der Obersuhler Schullandschaft. Diese änderte sich 1967 erneut in gravierender Form durch das Zusammenführen der Richelsdorfer, Bosseröder, Hönebacher, Raßdorfer und Süßer Schüler zur Mittelpunktschule Obersuhl. So gab es nun in Obersuhl alle drei herkömmlichen Schulformen mit dem inzwischen verstaatlichten Gymnasium sowie dem Realschul- und dem Hauptschulzweig aus der Mittelpunktschule. Freilich darf an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß der Verlust der Schulen in den späteren Wildecker Ortsteilen und in Süß nicht nur ein Verlust der Schüler und Lehrer war, sondern auch mit manchen nicht immer vorteilhaften Konsequenzen im kulturellen und gesellschaftlichen Leben dieser Gemeinden und späteren Ortsteile verbunden war.
Für Obersuhl bedeuteten die aufgezeigten Organisationsveränderungen im Schulwesen einen enormen zusätzlichen Bedarf an Schulraum: So wurde das Schulzentrum am Rhäden, für das 1951 mit dem Bau der Jahnschule und der damaligen TVO-Halle gewissermaßen der Grundstein gelegt worden war, im Jahre 1967 um einen l8-klassigen Neubau erweitert. Am 1. August 1970 übernahm der Landkreis durch Landesgesetz des Schulträgerschaft.

1973 kam es dann zwei Jahre nach der heißumkämpften Gemeindegebietsreform, die unter zum Teil größten ,,Schmerzen" aus waschechten und selbstbewußten Hönebachern, Raßdorfer, Bosserödern, Obersuhler und Richelsdorfern "Wildecker" werden ließ, zu erneuten grundlegenden Organisationsänderungen im Schulwesen, die bis heute Bestand haben: Zum einen wurde die Grundschule organisatorisch selbständig und umfaßt außer Hönebach alle Wildecker Ortsteile mit Süß. Aus Gymnasium, Realschule und Hauptschule wurde nach nahezu einstimmigen Beschlüssen aller zu befragenden Gremien, Elternvertretungen, Lehrerkollegien, Gemeindevertretung, Kreistag die erste und bisher einzige ,,Integrierte Gesamt-schule" des Kreises Hersfeld-Rotenburg mit dem offiziellen Namen "Blumensteinschule Wildeck' in Anlehnung an die geschichtsträchtige und sagenumwobene Ruine.

Diese Schule, die nun, wie auch die Grundschule, wirklich eine echte Wildecker Einrichtung ist, gibt ihren Schülern die Möglichkeit, ohne frühzeitige Festlegung schon nach dem 4. oder 6. Schuljahr, im Rahmen der individuellen Begabung und Leistung am Ende des lo. Schuljahres alle drei in der Bundesrepublik möglichen Abschlüsse zu erreichen: die Versetzung in die Klasse 11 für Schüler/innen, die das Abitur anstreben, den Realschulabschluß und in der Regel schon nach Klasse 9 den Hauptschulabschluß.

Die 90-er Jahre - Zeit nach der Wende

Lag diese Schule bis Ende der 80-er Jahre an der äußersten Peripherie der Bundesrepublik mit der undurchdringlichen "DDR-Staatsgrenze West" praktisch in Sichtkontakt, so brachte natürlich die Grenzöffnung am 12.11.1989 gravierende Änderungen auch für die Blumensteinschule, die plötzlich mitten in Deutschland lag und sich bald auch einer zusätzlichen schulischen Konkurrenz, dem Gymnasium in Gerstungen, stellen mußte.
Auf diese völlig veränderten situativen Bedingungen antwortete die Blumensteinschule zu Beginn der 90-er Jahre mit zwei bedeutsamen Maßnahmen:

  1. wurde die Organisationsstruktur der Schule dahingehend geändert, dass im 9/10 abschlußbezogene Klassenverbände gebildet wurden ...
  2. öffnete sich die BSO auch für Schüler-/innen aus den Einzugsbereichen der Grundschulen Ronshausen, Nentershausen und später Weiterode, was wir bis dahin völlig abgeblockt hatten.


Durch eine Novellierung des Hessischen Schulgesetzes in Bezug auf die Einzugsbereiche war diese Öffnung für die einzige IGS in der Region möglich geworden.

Und ob wir - wie bisher - Aufnahmeanträge aus unserem Nachbarland Thüringen auch in Zukunft grundsätzlich ablehnen, muß neu überdacht werden. Denn wenn der Gang hessischer Schüler nach Thüringen problemlos möglich ist, kann der umgekehrte Weg nicht länger blockiert werden !Auf alle Fälle brachten die vorstehend beschriebenen Grundsatzmaßnahmen - organisatorische Änderungen in 9, 10, Öffnung der Einzugsbereiche - sowohl entscheidende Impulse für die qualitative Weiterentwicklung dieser Schule mit grundlegenden Modifikationen des Schulprofils als auch entscheidende Schritte zur Existenzsicherung der Schule.
Diese manifestiert sich nachdrücklich in der Entwicklung der Schülerzahlen: waren es 1991/1992, also nach der Wende und vor den beschriebenen spezifischen Reformen, insgesamt 294 Schüler-/innen, die die BSO besuchten, so werden es im Schuljahr 2001/2002 insgesamt 516 Schüler-/innen sein!
Die organisatorische und qualitative Weiterentwicklung wurde ab Mitte der 90-er Jahre kontinuierlich dokumentiert und fand dann ihren Niederschlag u. a. im "Schulprogramm", dessen erster Entwurf jetzt dem Staatlichen Schulamt vorgelegt wurde.

BSO - Schule der Zukunft - Schule mit Zukunft

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass spätestens bis Anfang 2002 diese Schule auch mit insgesamt drei EDV- Lehr und Experimentierräumen ausgestattet und außerdem "total vernetzt" sein wird, ist die BSO auch im Blick auf die neuen Medien als "Schule der Zukunft"und gleichsam als "Schule mit Zukunft" ausgewiesen.

Um diese hervorragenden Lernbedingungen können die Wildecker Schüler heute weit und breit beneidet werden. Die in der nachfolgenden chronologischen Übersicht ausführlich dargestellte bauliche Entwicklung der BSO wird mit der für Anfang 2002 spätestens erfolgenden Vernetzung aller Unterrichtsräume und dem Endausbau des EDV-Bereiches sowie der Schaffung einer großen Aula mit Hörsaalcharakter zunächst wohl ihren baulichen Endzustand erreicht haben und auch technologisch in jeder Hinsicht auf dem aktuellsten Stand sein.

Zusammen mit dem ohnehin vorbildlichen Sportzentrum, bestehend aus Großsporthalle, Gymnastikhalle, Stadion, Freibad, Hallenbad und dem für den Unterricht voll zur Verfügung stehenden Naturschutzzentrum wurde durch den Schulträger und die Gemeinde Wildeck im Laufe der letzten Jahrzehnte ein kompaktes und in sich geschlossenes Ensemble geschaffen, das weit und breit einmalig ist, weil die BSO-Schüler gefahrlos und auf kürzesten Wegen alle Unterrichtseinrichtungen erreichen können.

Was würde wohl der erste Obersuhler Schuldiener und Schulmeister Andreas Soldan mit seiner Schulstube anno 1676 sagen, wenn er das alles noch einmal sehen oder gar erleben könnte ?!

 

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